Unternehmen kaufen anstatt gründen – Der neue Trend 2025

In der Berliner Startup Bubble ist der Trend, Unternehmen zu kaufen anstatt zu gründen. Dieser Artikel beleuchtet die Vorteile und Nachteile des Unternehmenskaufs und erläutert, wann diese Strategie besonders sinnvoll ist.

Der Traum von der unternehmerischen Selbstständigkeit muss nicht zwangsläufig mit einer Neugründung beginnen. Tatsächlich bietet der Kauf eines bestehenden Unternehmens zahlreiche strategische Vorteile, die den Einstieg in die Selbstständigkeit deutlich erleichtern können. Während die Neugründung mit ihrem 'Alles auf Anfang'-Charakter reizvoll erscheint, überwiegen bei nüchterner Betrachtung oft die Vorzüge einer Übernahme. Dieser Artikel beleuchtet, warum der Unternehmenskauf der klügere Weg in die Selbstständigkeit sein kann und welche Aspekte dabei besonders zu beachten sind.

Die entscheidenden Vorteile einer Unternehmensübernahme

Der Kauf eines etablierten Betriebs bietet gegenüber der Neugründung zahlreiche strategische Vorteile, die den unternehmerischen Erfolg deutlich wahrscheinlicher machen.

Sofortige Cashflows statt langer Durststrecke

Der wohl offensichtlichste Vorteil liegt in der unmittelbaren Ertragssituation. Während Neugründer oft Jahre benötigen, um die Gewinnschwelle zu erreichen und ein auskömmliches Einkommen zu erzielen, generiert ein bestehendes Unternehmen vom ersten Tag an Umsätze. Diese etablierten Cashflows ermöglichen nicht nur eine gesicherte persönliche Lebensgrundlage, sondern erleichtern auch die Kreditaufnahme und Finanzierung des Kaufpreises erheblich.

Die Übernahme eines funktionierenden Geschäftsmodells reduziert zudem das Risiko des unternehmerischen Scheiterns signifikant. Während bei Neugründungen die Erfolgswahrscheinlichkeit oft unter 50% liegt, haben bestehende Unternehmen den "Proof of Concept" bereits erbracht. Die Markttauglichkeit des Geschäftsmodells ist keine theoretische Annahme mehr, sondern eine bewiesene Tatsache.

Vorhandenes Team und Know-how

Ein weiterer unschätzbarer Vorteil ist das bestehende Team mit seinem geballten Fachwissen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist die Übernahme eingespielter Mitarbeiterteams Gold wert. Die Mitarbeiter kennen die Betriebsabläufe, die Kunden und die Branchenspezifika – Wissen, das ein Gründer sich erst mühsam und zeitaufwändig aneignen müsste.

Besonders wertvoll ist die zweite Führungsebene, die im Idealfall eigenständig Verantwortung übernimmt und den Übergang zum neuen Eigentümer unterstützt. Damit die Mitarbeiterführung nach der Übernahme gelingt, ist allerdings ein sensibler Umgang mit dem Team und eine transparente Kommunikation unerlässlich.

Etablierte Marktposition und Kundenbeziehungen

Der Aufbau eines Kundenstamms gehört zu den größten Herausforderungen für Neugründer. Bei der Übernahme eines bestehenden Unternehmens übernehmen Sie hingegen einen etablierten Kundenstamm und bewährte Kundenbeziehungen. Diese bestehende Vertrauensbasis ist ein entscheidender Vorteil, der im Wettbewerb mit etablierten Marktteilnehmern den Unterschied ausmachen kann.

Zudem profitieren Sie von der Marktposition und dem Bekanntheitsgrad des Unternehmens, die sich ein Neugründer erst über Jahre aufbauen müsste. Die bestehenden Marktzugangskanäle, Vertriebsstrukturen und Partnernetzwerke beschleunigen den unternehmerischen Erfolg erheblich.

Vorhandene Infrastruktur und Betriebsmittel

Bei einer Neugründung müssen sämtliche Betriebsmittel neu angeschafft werden, was erhebliche Investitionen erfordert. Bei einer Übernahme hingegen übernehmen Sie eine funktionsfähige betriebliche Infrastruktur – von Maschinen über IT-Systeme bis hin zu Geschäftsräumen. Dies reduziert den initialen Kapitalbedarf erheblich und ermöglicht einen reibungslosen Start.

Die Bewertung des Anlagevermögens ist dabei ein wichtiger Aspekt bei der Kaufpreisermittlung. In vielen Fällen enthält das Anlagevermögen erhebliche stille Reserven, die den tatsächlichen Wert über den Buchwert hinaus erhöhen.

Die demographische Chance: Nachfolgeproblem im Mittelstand

Die demographische Entwicklung in Deutschland hat zu einer einzigartigen Situation geführt, die potentiellen Unternehmenskäufern außergewöhnliche Chancen bietet. In den kommenden Jahren stehen tausende mittelständische Unternehmen zur Übergabe an, weil die Eigentümer das Rentenalter erreichen und keine Nachfolger in der Familie haben.

Nach Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn stehen bis 2025 rund 150.000 Familienunternehmen zur Übergabe an. Diese Nachfolgeproblematik im deutschen Mittelstand bietet übernahmewilligen Unternehmern ausgezeichnete Chancen, da viele der zu übernehmenden Betriebe finanziell solide, technisch gut aufgestellt und in Nischenmärkten mit stabiler Nachfrage tätig sind.

Die wachsende Dringlichkeit auf Verkäuferseite kann zudem zu attraktiveren Konditionen für Käufer führen – sei es durch moderate Kaufpreise oder durch verkäuferfreundliche Finanzierungsmodelle wie Earn-out-Regelungen oder Verkäuferdarlehen.

Wege zur Finanzierung einer Unternehmensübernahme

Eine der größten Hürden beim Unternehmenskauf ist die Finanzierung des Kaufpreises. Doch auch hier gibt es kreative Lösungen und zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten, die den Einstieg erleichtern.

Finanzierung mit wenig oder ohne Eigenkapital

Die Frage, ob ein Unternehmen ohne Eigenkapital übernommen werden kann, wird oft gestellt. Tatsächlich gibt es Wege, mit wenig Eigenkapital oder sogar fast ohne Eigenkapital ein Unternehmen zu kaufen. Mögliche Ansätze sind:

Trotz dieser Möglichkeiten bleibt eine solide Eigenkapitalbasis der Idealfall – je größer der Eigenkapitalanteil, desto stabiler die Finanzierung und desto größer der unternehmerische Handlungsspielraum nach der Übernahme.

Förderprogramme und öffentliche Unterstützung

Speziell für Unternehmensnachfolgen gibt es zahlreiche Förderprogramme, die den Kauf erheblich erleichtern können. Besonders relevant sind:

Die Kombination verschiedener Förderinstrumente kann den Eigenkapitalbedarf deutlich reduzieren und die monatliche Belastung durch Zins und Tilgung auf ein tragfähiges Niveau senken.

Klassische Bankfinanzierung und ihre Voraussetzungen

Trotz aller alternativen Finanzierungsformen bleibt die klassische Bankfinanzierung ein zentraler Baustein bei den meisten Unternehmenskäufen. Für eine erfolgreiche Finanzierung mit Krediten sollten folgende Aspekte beachtet werden:

  • Banken erwarten in der Regel einen Eigenkapitalanteil von 20-30%
  • Ein überzeugender Business- und Integrationsplan ist unerlässlich
  • Ausreichende Sicherheiten für die Kreditvergabe müssen vorhanden sein
  • Die nachhaltige Kapitaldienstfähigkeit muss durch stabile Cashflows nachgewiesen werden

Die Kombination aus Bankdarlehen, Fördermitteln und alternativen Finanzierungsbausteinen ermöglicht in vielen Fällen eine maßgeschneiderte und tragfähige Finanzierungsstruktur.

Für wen eignet sich der Unternehmenskauf besonders?

Der Kauf statt der Gründung ist nicht für jeden der richtige Weg. Besonders geeignet ist dieser Ansatz für:

Erfahrene Manager und Fachkräfte mit Branchenkenntnissen

Berufserfahrene Fach- und Führungskräfte, die ihr Know-how und ihre Managementfähigkeiten in die Selbstständigkeit einbringen möchten, sind ideale Kandidaten für eine Unternehmensübernahme. Sie bringen wertvolle Branchenkenntnisse mit und können die bestehenden Strukturen und Prozesse kompetent beurteilen und weiterentwickeln.

Die Frage Habe ich das Zeug dazu, ein Unternehmen zu kaufen? sollte dabei ehrlich beantwortet werden. Die notwendigen unternehmerischen Fähigkeiten unterscheiden sich teilweise von denen eines angestellten Managers.

Quereinsteiger mit komplementären Fähigkeiten

Auch Quereinsteiger ohne spezifische Berufserfahrung in der jeweiligen Branche können erfolgreiche Unternehmensnachfolger werden. Entscheidend ist, dass sie komplementäre Fähigkeiten mitbringen – etwa betriebswirtschaftliches Know-how, Vertriebs- oder Marketingexpertise – und bereit sind, sich in die Branchenspezifika einzuarbeiten.

In solchen Fällen ist es besonders wichtig, das vorhandene Fachpersonal zu halten und eine gute Übergabe mit dem Altinhaber zu gewährleisten. Idealerweise bleibt dieser für eine Übergangsphase beratend tätig, um den Wissenstransfer sicherzustellen.

Gründerteams mit unterschiedlichen Kompetenzen

Die Übernahme durch ein Team von Gründern mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen kann besonders erfolgversprechend sein. So können betriebswirtschaftliche, technische und branchenspezifische Kompetenzen optimal kombiniert werden. Zudem verteilt sich die finanzielle Belastung auf mehrere Schultern, was den Eigenkapitalbedarf pro Person reduziert.

Entscheidend für den Erfolg solcher Teams ist eine klare Aufgaben- und Verantwortungsverteilung sowie eine transparente Regelung der Gesellschafterverhältnisse, um spätere Konflikte zu vermeiden.

Der Weg zum erfolgreichen Unternehmenskauf

Der Prozess des Unternehmenskaufs folgt typischerweise einem strukturierten Ablauf, der sorgfältig geplant und durchgeführt werden sollte.

Systematische Suche nach dem passenden Übernahmekandidaten

Die Suche nach dem richtigen Unternehmen ist der erste entscheidende Schritt. Neben klassischen Kanälen wie Unternehmerbörsen und Maklerangeboten kommen auch direkte Ansprachen in Frage. Zentral ist die Festlegung klarer Kriterien hinsichtlich Branche, Größe, Standort und Kaufpreis.

Die Frage nach unseriösen Verkaufsinteressenten sollte dabei stets im Hinterkopf behalten werden, um Zeitverschwendung und finanzielle Risiken zu vermeiden.

Gründliche Due Diligence als Basis der Kaufentscheidung

Nach der Identifikation eines potenziellen Übernahmekandidaten folgt die gründliche Prüfung aller relevanten Aspekte im Rahmen einer Due Diligence. Diese umfasst:

Die Due-Diligence-Kosten sollten als notwendige Investition in die eigene Sicherheit betrachtet werden.

Realistische Unternehmensbewertung und Kaufpreisverhandlung

Eine fundierte Unternehmensbewertung ist entscheidend für den Erfolg der Kaufpreisverhandlungen. Gängige Methoden sind:

Dabei sollten auch nicht-finanzielle Faktoren wie Marktposition und Zukunftsperspektiven berücksichtigt werden. Ein häufiger Stolperstein sind zu hohe emotionale Preisvorstellungen auf Verkäuferseite, die durch sensible Verhandlungsführung überwunden werden müssen.

Strukturierte Integration nach dem Kauf

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Transaktion beginnt die entscheidende Phase der Integration und Übernahme der Führung. Die ersten 100 Tage sind kritisch für den langfristigen Erfolg. Besonders die Mitarbeiterführung nach der Übernahme und die kulturelle Integration erfordern Fingerspitzengefühl.

Ein strukturierter Integrationsplan, der sowohl die operativen als auch die kulturellen Aspekte berücksichtigt, ist der Schlüssel zum Erfolg in dieser kritischen Phase.

Spezielle Übernahmesituationen und -modelle

Je nach persönlicher Situation und Art des Zielunternehmens bieten sich verschiedene Übernahmemodelle an:

Management Buy-In (MBI) als klassischer Weg für externe Führungskräfte

Beim Management Buy-In (MBI) übernimmt eine externe Führungskraft gemeinsam mit Finanzpartnern ein Unternehmen. Die Checkliste für den Management Buy-In zeigt die wichtigsten Schritte dieses Prozesses. Der Vorteil: Die finanzielle Last wird auf mehrere Schultern verteilt, und verschiedene Kompetenzen können sich ergänzen.

Um als MBI-Kandidat auf sich aufmerksam zu machen, ist eine klare Positionierung mit nachweisbaren Erfolgen und überzeugenden Zukunftsvisionen entscheidend.

Search Funds als innovative Übernahmeform

Search Funds sind ein innovatives Modell für den Unternehmenskauf, das ursprünglich aus den USA stammt. Hierbei sammelt ein unternehmerisch denkender "Searcher" Kapital von Investoren ein, um gezielt nach einem geeigneten Unternehmen zu suchen, dieses zu kaufen und langfristig als Geschäftsführer zu leiten.

Die besondere Finanzierungsstruktur von Search Funds macht dieses Modell besonders für talentierte Manager mit begrenztem Eigenkapital interessant. Die Erfolgschancen sind bei sorgfältiger Unternehmensauswahl und professioneller Due Diligence durchaus vielversprechend.

Branchenspezifische Besonderheiten

Je nach Branche gelten besondere Bedingungen und Erfolgsfaktoren bei der Übernahme. Beispiele sind:

Eine branchenspezifische Vorbereitung und idealerweise die Unterstützung durch Experten mit entsprechender Erfahrung sind hier besonders wertvoll.

Nachfolge als Innovationstreiber – das Beste aus beiden Welten

Die Nachfolge als Innovationstreiber zu nutzen, verbindet die Vorteile einer Übernahme mit dem innovativen Potenzial einer Neugründung. Der neue Eigentümer kann auf der soliden Basis des bestehenden Geschäftsmodells aufbauen und gleichzeitig frische Impulse für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens setzen.

Besonders die digitale Transformation bietet hier erhebliche Potenziale. Die Digitalisierung von KMU mit KI und anderen modernen Technologien kann die Wettbewerbsfähigkeit bestehender Geschäftsmodelle deutlich steigern.

Auch nachhaltige Geschäftspraktiken gewinnen zunehmend an Bedeutung. Der Unternehmenswert kann durch nachhaltiges Wirtschaften gesteigert werden, was besonders bei einer späteren Weiterveräußerung relevant wird. Die Integration von ESG-Kriterien wird zunehmend zum Werttreiber bei Unternehmensverkäufen.

Fazit: Die smarte Alternative für den Weg in die Selbstständigkeit

Die Entscheidung zwischen Unternehmen gründen oder kaufen sollte wohlüberlegt sein. Der Kauf eines bestehenden Unternehmens bietet zahlreiche strategische Vorteile, die den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern und die Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich erhöhen können.

Von sofortigen Cashflows über eingespielte Teams bis hin zu etablierten Marktpositionen – die Übernahme eines bestehenden Betriebs ermöglicht einen „fliegenden Start" ins Unternehmertum. Die demographische Entwicklung in Deutschland verstärkt diese Chancen zusätzlich, da zahlreiche solide mittelständische Unternehmen Nachfolger suchen.

Auch wenn der Kapitalbedarf zunächst höher erscheint als bei einer Neugründung, bieten innovative Finanzierungsmodelle, Förderprogramme und verkäuferfreundliche Strukturen wie Earn-outs zahlreiche Möglichkeiten, den Einstieg zu finanzieren – in manchen Fällen sogar mit minimalem Eigenkapital.

Der Unternehmenskauf ist somit nicht nur eine Alternative zur Neugründung, sondern in vielen Fällen der deutlich erfolgversprechendere Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit. Wer den Prozess strukturiert angeht, sich gründlich vorbereitet und professionelle Unterstützung in Anspruch nimmt, kann die Chancen der Unternehmensnachfolge optimal nutzen und sein unternehmerisches Potenzial voll entfalten.

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