Welche Vorteile hat der Kauf eines Unternehmens im Vergleich zur Neugründung?

Erfahren Sie alles über Unternehmensnachfolge: Von Nachfolgemodellen über Planung und Kommunikation bis hin zu psychologischen und emotionalen Aspekten. Ihr Leitfaden für eine erfolgreiche Übergabe.

Sofortige Einnahmengenerierung statt Durststrecke

Eine der größten Herausforderungen bei Neugründungen ist die oft langwierige Anlaufphase, in der zwar Kosten anfallen, aber noch keine ausreichenden Einnahmen generiert werden. Diese Phase kann je nach Branche mehrere Monate oder sogar Jahre dauern und erfordert erhebliche finanzielle Reserven oder externe Finanzierung.

Bei der Übernahme eines etablierten Unternehmens entfällt diese Durststrecke weitgehend. Ein funktionierendes Geschäftsmodell ist bereits vorhanden und generiert vom ersten Tag an Umsätze. Die bestehenden Kunden- und Lieferantenbeziehungen sorgen für stabile Cashflows, was die finanzielle Planbarkeit deutlich erhöht und das Risiko eines frühen Scheiterns reduziert.

Dieser Aspekt ist besonders für Personen relevant, die aus einer Angestelltenposition in die Selbstständigkeit wechseln und nicht auf längere Zeit auf ein regelmäßiges Einkommen verzichten können oder wollen. Die Finanzierung der Unternehmensnachfolge wird durch die vorhandenen Erträge zudem deutlich erleichtert, da Banken die historischen Zahlen als Grundlage für ihre Kreditentscheidung heranziehen können.

Etablierte Marktposition statt Markteintrittsbarrieren

Der Aufbau einer erkennbaren Marktposition ist für Neugründungen oft eine der größten Hürden. In vielen Branchen existieren erhebliche Markteintrittsbarrieren wie hoher Kapitalbedarf, Skaleneffekte etablierter Wettbewerber, regulatorische Anforderungen oder Kundenloyalität zu bestehenden Anbietern.

Ein bestehendes Unternehmen hat diese Hürden bereits überwunden und verfügt über eine etablierte Position im Markt. Es existieren:

  • Eine bekannte Marke und ein eingeführter Name am Markt
  • Bestehende Kundenbeziehungen und Referenzen
  • Etablierte Vertriebskanäle und Netzwerke
  • Eingespielte Prozesse und Strukturen
  • Bekannte Qualitätsstandards und Reputation

Diese nicht-finanziellen Faktoren stellen einen erheblichen Wert dar, der bei einer Neugründung erst mühsam und über längere Zeit aufgebaut werden müsste. Besonders in gesättigten Märkten mit starkem Wettbewerb kann die Übernahme eines etablierten Unternehmens den entscheidenden Vorteil bieten, um überhaupt Fuß fassen zu können.

Qualifizierte Mitarbeiter statt mühsamer Personalsuche

In Zeiten des Fachkräftemangels stellt die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter für viele Unternehmen eine zentrale Herausforderung dar. Bei einer Neugründung steht man vor der Aufgabe, ein komplettes Team von Grund auf aufzubauen – ein zeitaufwändiger und kostenintensiver Prozess mit unsicherem Ausgang.

Bei der Übernahme eines bestehenden Unternehmens übernimmt man in der Regel auch ein eingespieltes Mitarbeiterteam mit:

  • Branchenspezifischem Know-how und Erfahrung
  • Etablierten Arbeitsabläufen und interner Kommunikation
  • Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Partnern
  • Wissen über Produkte, Dienstleistungen und Marktgegebenheiten

Diese zweite Führungsebene kann einen entscheidenden Wert darstellen, besonders wenn der neue Eigentümer nicht über umfassende Branchenerfahrung verfügt. Die Kontinuität im Team erleichtert zudem den Übergang und reduziert das Risiko, dass wichtige Kunden oder Partner aufgrund von Verunsicherung abwandern.

Für einen erfolgreichen Übergang ist allerdings eine sorgfältige Mitarbeiterführung nach der Übernahme entscheidend. Die erfolgreiche Einbindung der Mitarbeiter nach der Unternehmensübernahme erfordert Fingerspitzengefühl, klare Kommunikation und eine wertschätzende Haltung.

Vorhandene Betriebsmittel statt hoher Initialinvestitionen

Die Gründung eines Unternehmens erfordert erhebliche Anfangsinvestitionen in Betriebsmittel, Maschinen, Ausstattung, IT-Infrastruktur und Räumlichkeiten. Diese Investitionen müssen vor den ersten Einnahmen getätigt werden und erhöhen das finanzielle Risiko erheblich.

Bei einer Unternehmensübernahme sind diese Betriebsmittel bereits vorhanden und funktionsfähig. Dies umfasst:

  • Maschinen und technische Anlagen
  • Geschäftsräume und ggf. Immobilien
  • Fuhrpark und logistische Infrastruktur
  • IT-Systeme und Software
  • Vorräte und Waren

Die Bewertung des Anlagevermögens ist dabei ein wichtiger Aspekt bei der Kaufpreisermittlung. In vielen Fällen enthält das Anlagevermögen stille Reserven, die den tatsächlichen Wert über den Buchwert hinaus erhöhen. Andererseits kann ein Investitionsstau den Wert mindern und sollte bei der Kaufpreisverhandlung berücksichtigt werden.

Insgesamt reduzieren die vorhandenen Betriebsmittel jedoch den initialen Kapitalbedarf erheblich, da nicht alles neu angeschafft werden muss. Zudem sind die Betriebsmittel bereits aufeinander abgestimmt und in funktionierende Prozesse eingebunden.

Bewährtes Geschäftsmodell statt ungewisser Markttests

Bei einer Neugründung basiert das Geschäftsmodell zunächst auf Annahmen und Hypothesen. Trotz sorgfältiger Marktforschung und Businessplanung bleibt ein erhebliches Risiko, dass das Konzept vom Markt nicht wie erwartet angenommen wird. Viele Startups scheitern genau an diesem Punkt – sie finden keinen Product-Market-Fit.

Ein bestehendes Unternehmen hat diesen kritischen Test bereits bestanden. Es verfügt über:

  • Ein bewährtes, am Markt akzeptiertes Geschäftsmodell
  • Validierte Produkte oder Dienstleistungen mit bestätigter Nachfrage
  • Bekannte und stabile Margen und Kostenstrukturen
  • Eingespielte Betriebsabläufe und optimierte Prozesse
  • Daten und Erfahrungswerte zur Marktentwicklung

Diese Gewissheit reduziert das unternehmerische Risiko erheblich. Anstatt ein völlig neues Konzept zu testen, kann sich der Käufer auf die Optimierung und Weiterentwicklung eines funktionierenden Modells konzentrieren. Dies bedeutet nicht, dass keine Innovation möglich oder nötig wäre – im Gegenteil: Die Nachfolge als Innovationstreiber kann ein wichtiger Erfolgsfaktor sein, aber die Innovation baut auf einer soliden, bewährten Basis auf.

Bestehende Kundenbeziehungen statt mühsamer Kundenakquise

Die Neukundengewinnung gehört zu den kostspieligsten und zeitaufwändigsten Aktivitäten eines jungen Unternehmens. In vielen Branchen ist die Kundenakquise der entscheidende Engpassfaktor für Wachstum und Erfolg.

Bei der Übernahme eines bestehenden Unternehmens erhält man Zugang zu einem etablierten Kundenstamm mit:

  • Bestehenden Vertragsbeziehungen und regelmäßigen Aufträgen
  • Etablierten Preisstrukturen und Zahlungsvereinbarungen
  • Bekannten Ansprechpartnern und persönlichen Beziehungen
  • Kundendaten und Erfahrungswerten zu Käuferverhalten
  • Referenzkunden für die weitere Akquise

Die Möglichkeit, auf diesen Kundenstamm aufzubauen und ihn weiterzuentwickeln, stellt einen erheblichen Wettbewerbsvorteil dar. Die Kosten für die Bindung bestehender Kunden sind in der Regel deutlich niedriger als die Kosten für die Neukundengewinnung.

Für einen erfolgreichen Übergang der Kundenbeziehungen ist eine sorgfältige Kommunikation und eine gewisse Kontinuität wichtig. Viele Verkäufer stehen daher nach dem Verkauf noch beratend zur Verfügung, um die Kundenbeziehungen zu stabilisieren und einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Bessere Finanzierungsmöglichkeiten statt eingeschränktem Kapitalzugang

Für Neugründungen ist der Zugang zu Kapital oft stark eingeschränkt. Banken sind bei der Finanzierung von Startups zurückhaltend, da keine historischen Daten vorliegen und das Risiko als hoch eingeschätzt wird. Auch Investoren und Kapitalgeber verlangen bei Neugründungen oft hohe Risikozuschläge oder Unternehmensanteile.

Bei der Übernahme eines bestehenden Unternehmens ist die Finanzierung in der Regel einfacher zu strukturieren:

  • Historische Finanzdaten belegen die Ertragskraft
  • Vorhandene Vermögenswerte können als Sicherheiten dienen
  • Spezielle Förderprogramme unterstützen Unternehmensnachfolgen
  • Verkäuferfinanzierungen können Finanzierungslücken schließen
  • Bankkredite sind bei nachgewiesener Ertragskraft leichter zu erhalten

Besonders interessant sind dabei Möglichkeiten wie der KfW-Unternehmerkredit oder ERP-Fördermittel, die speziell auf die Unterstützung von Unternehmensübernahmen ausgerichtet sind. Auch für Käufer mit begrenztem Eigenkapital existieren Lösungen, wie im Artikel Unternehmen fast ohne Eigenkapital kaufen beschrieben.

Die besseren Finanzierungsmöglichkeiten ermöglichen es oft, größere und etabliertere Unternehmen zu übernehmen, als man mit dem gleichen Eigenkapital neu gründen könnte.

Nachfolgeproblematik als Chance für Übernahmewillige

Ein wichtiger struktureller Faktor, der für den Kauf statt für die Neugründung spricht, ist die demographische Entwicklung in Deutschland. In den kommenden Jahren stehen tausende Unternehmen zur Übergabe an, weil die jetzigen Inhaber das Rentenalter erreichen und keine Nachfolger in der Familie haben.

Diese Nachfolgeproblematik im deutschen Mittelstand bietet übernahmewilligen Unternehmern ausgezeichnete Chancen. Viele der zu übernehmenden Betriebe sind:

  • Finanziell solide und profitabel
  • Technisch gut aufgestellt mit modernem Equipment
  • In Nischenmärkten mit stabiler Nachfrage tätig
  • Mit einem loyalen Kundenstamm ausgestattet
  • Zu fairen Preisen erhältlich, weil der Zeitdruck auf Verkäuferseite steigt

Diese Situation schafft ein "Käufermarkt", der es übernahmewilligen Unternehmern ermöglicht, unter verschiedenen Optionen zu wählen und gute Konditionen zu verhandeln. Die Erfolgsgarantien bei der Unternehmenssuche steigen dadurch.

Reduziertes Risiko durch bessere Planbarkeit

Unternehmerische Tätigkeit ist immer mit Risiken verbunden. Der entscheidende Unterschied zwischen Neugründung und Übernahme liegt jedoch in der Kalkulierbarkeit dieser Risiken.

Bei einer Neugründung fehlen viele Erfahrungswerte:

  • Wie hoch sind die tatsächlichen Kosten im laufenden Betrieb?
  • Wie lange dauert es, bis profitables Wachstum erreicht ist?
  • Welche unvorhergesehenen Probleme können auftreten?
  • Wie reagiert der Markt auf das neue Angebot?

Bei einer Übernahme hingegen liegen konkrete Daten und Erfahrungen vor:

  • Historische Finanzkennzahlen über mehrere Jahre
  • Bekannte Kostenstrukturen und Ertragspotenziale
  • Dokumentierte Prozesse und Verfahren
  • Erfahrungswerte zu saisonalen Schwankungen und Marktzyklen

Diese bessere Datenlage ermöglicht eine fundierte Due Diligence und eine realistischere Bewertung der Chancen und Risiken. Mit den richtigen Verhandlungsstrategien für Käufer lassen sich zudem Garantien und Zusicherungen vereinbaren, die das Risiko weiter reduzieren.

Natürlich bedeutet dies nicht, dass eine Übernahme risikofrei wäre. Auch hier gibt es typische Fallstricke beim Unternehmenskauf, die es zu vermeiden gilt. Aber die Risiken sind besser einschätzbar und oft durch entsprechende vertragliche Regelungen absicherbar.

Wachstumspotenzial durch Optimierung statt Aufbau

Ein oft unterschätzter Vorteil der Unternehmensübernahme liegt im Potenzial für schnelles Wachstum. Während eine Neugründung zunächst die grundlegenden Strukturen aufbauen muss, kann ein übernommenes Unternehmen direkt optimiert und weiterentwickelt werden.

Typische Wachstumshebel in übernommenen Unternehmen sind:

  • Modernisierung veralteter Prozesse und Technologien
  • Erschließung neuer Kundengruppen oder Märkte mit dem bestehenden Angebot
  • Erweiterung des Produkt- oder Dienstleistungsportfolios für bestehende Kunden
  • Implementierung moderner Marketing- und Vertriebsstrategien
  • Optimierung der Kostenstruktur und Effizienzsteigerung

Besonders die digitale Transformation als Werttreiber bietet in vielen übernommenen Unternehmen erhebliches Potenzial. Die Kombination aus einem soliden, etablierten Geschäftsmodell mit modernen digitalen Ansätzen kann zu einem beeindruckenden Wachstumsschub führen.

Auch für strategisch orientierte Käufer, die eine Buy-and-Build-Strategie im Mittelstand verfolgen, bietet die Übernahme etablierter Unternehmen eine hervorragende Basis für weiteres anorganisches Wachstum durch Zukäufe.

Größenvorteile von Beginn an nutzen

Ein weiterer praktischer Vorteil der Unternehmensübernahme liegt in der Möglichkeit, von Beginn an Größenvorteile zu nutzen. Während ein neu gegründetes Unternehmen typischerweise klein startet und erst allmählich wächst, ermöglicht eine Übernahme den direkten Einstieg auf einem höheren Niveau.

Diese Größenvorteile umfassen:

  • Bessere Einkaufskonditionen durch höhere Volumina
  • Effizientere Nutzung von Ressourcen und Infrastruktur
  • Stärkere Verhandlungsposition gegenüber Marktpartnern
  • Größeres Team mit spezialisiertem Know-how
  • Breiteres Produkt- oder Dienstleistungsangebot

Besonders in Branchen mit starkem Preiswettbewerb oder hohen Fixkosten können diese Größenvorteile entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit sein. Ein neu gegründetes Unternehmen müsste erst eine kritische Größe erreichen, um ähnliche Vorteile nutzen zu können – ein Prozess, der Jahre dauern kann.

Die richtige Entscheidung treffen: Kaufen oder gründen?

Trotz der vielfältigen Vorteile einer Unternehmensübernahme ist sie nicht in jeder Situation die beste Wahl. Die Entscheidung zwischen Kauf und Neugründung sollte wohlüberlegt sein und von verschiedenen Faktoren abhängen:

Wann ist eine Übernahme besonders sinnvoll?

  • Wenn Sie über Managementerfahrung, aber wenig spezifisches Branchenwissen verfügen
  • Wenn Sie schnell in ein profitables Geschäft einsteigen möchten
  • Wenn Sie Zugang zu einem etablierten Kundenstamm benötigen
  • Wenn Sie in einer Branche mit hohen Eintrittsbarrieren tätig werden wollen
  • Wenn Sie die Vorteile eines eingespielten Teams nutzen möchten
  • Wenn Sie die Finanzierung über bestehende Cashflows erleichtern wollen

Wann kann eine Neugründung die bessere Wahl sein?

  • Wenn Sie ein völlig neues, disruptives Geschäftsmodell umsetzen wollen
  • Wenn Sie ohne "Altlasten" und etablierte Strukturen starten möchten
  • Wenn in Ihrer Zielbranche keine passenden Übernahmekandidaten verfügbar sind
  • Wenn Sie mit sehr geringem Kapitaleinsatz starten müssen und schrittweise wachsen wollen
  • Wenn Ihr Konzept auf einer neuartigen Technologie oder Methode basiert

Die Frage Unternehmen gründen oder kaufen? sollte daher nicht pauschal, sondern im Kontext der individuellen Situation, der persönlichen Fähigkeiten und Ziele sowie der spezifischen Marktgegebenheiten beantwortet werden.

Fazit: Der strategische Vorteil der Unternehmensübernahme

Die Übernahme eines bestehenden Unternehmens bietet angehenden Unternehmern eine Vielzahl strategischer Vorteile gegenüber einer Neugründung. Von sofortigen Cashflows über etablierte Marktpositionen bis hin zu eingespielten Teams und vorhandenen Betriebsmitteln – ein bestehendes Unternehmen liefert eine solide Basis für unternehmerischen Erfolg.

Besonders im aktuellen Umfeld, mit demographisch bedingtem Nachfolgemangel und einem breiten Angebot an übernahmefähigen Betrieben, bietet sich für Kaufinteressenten eine historisch günstige Gelegenheit. Die verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten durch spezielle Förderprogramme und alternative Finanzierungsformen erleichtern zusätzlich den Einstieg.

Mit der richtigen Vorbereitung, einer sorgfältigen Due Diligence und professioneller Begleitung kann die Unternehmensübernahme der Königsweg in die Selbstständigkeit sein – mit reduzierten Risiken und beschleunigtem Erfolg. Die Checkliste für den Unternehmenskauf bietet dabei eine wertvolle Orientierung, um keine wichtigen Aspekte zu übersehen.

Wenn Sie die Übernahme eines bestehenden Unternehmens in Betracht ziehen, nutzen Sie unsere Plattform, um passende Angebote zu finden und von unserer Expertise im Bereich Unternehmenskauf zu profitieren. Wir begleiten Sie auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmer – vom ersten Interesse bis zur erfolgreichen Übernahme.

Wie viel ist Ihr Unternehmen wert?

Nutzen Sie unser kostenloses Bewertungstool und erhalten Sie in wenigen Minuten eine erste fundierte Einschätzung.

Jetzt kostenlos bewerten