Entrepreneurship through Acquisition in Deutschland
Entrepreneurship through Acquisition (ETA) bietet ambitionierten Unternehmern eine alternative Einstiegsmöglichkeit in die Selbstständigkeit durch die Übernahme bestehender Unternehmen.
Entrepreneurship through Acquisition (ETA) hat sich in den letzten Jahren als vielversprechender Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit etabliert. Dieses Modell ermöglicht es ambitionierten Personen, unternehmerisch tätig zu werden, ohne ein Unternehmen von Grund auf neu aufbauen zu müssen. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wesentliche über ETA, dessen wachsende Bedeutung für den deutschen Mittelstand und die Chancen sowie Herausforderungen, die dieses Konzept mit sich bringt.
Was ist Entrepreneurship through Acquisition?
Entrepreneurship through Acquisition bezeichnet den Prozess, bei dem eine unternehmerisch orientierte Person ein bestehendes Unternehmen erwirbt, um es als Geschäftsführer zu leiten und weiterzuentwickeln. Im Gegensatz zum traditionellen Entrepreneurship, bei dem ein Geschäftsmodell von Grund auf entwickelt wird, nutzt der ETA-Unternehmer die bereits bestehenden Strukturen, Kundenbeziehungen und Marktpositionen eines etablierten Unternehmens.
Das Konzept stammt ursprünglich aus den USA, wo es besonders durch Business Schools wie Stanford und Harvard popularisiert wurde. In Deutschland gewinnt ETA zunehmend an Bedeutung als Antwort auf die Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge im Mittelstand.
Formen des Entrepreneurship through Acquisition
ETA kann in verschiedenen Formen praktiziert werden:
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Individuelle Übernahme: Ein einzelner Unternehmer erwirbt ein Unternehmen mit eigenen Mitteln und Fremdkapital.
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Search Fund: Ein strukturierter Ansatz, bei dem Investoren die Suche und den Kauf eines Unternehmens finanzieren und der Entrepreneur anschließend die Geschäftsführung übernimmt.
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Self-funded Search: Der Unternehmer finanziert die Suchphase selbst und bindet Investoren erst bei der konkreten Übernahme ein.
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Akzelerierten ETA-Programme: Strukturierte Programme, die angehende ETA-Unternehmer während des gesamten Prozesses unterstützen und begleiten.
Der ETA-Prozess in der Praxis
Der typische ETA-Prozess umfasst folgende Schritte:
-
Vorbereitung und Positionierung: Aufbau relevanter Kompetenzen, Netzwerke und gegebenenfalls Einwerben von Suchkapital.
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Suchphase: Systematische Identifikation und Bewertung potenzieller Übernahmekandidaten. Diese Phase dauert durchschnittlich 12-24 Monate.
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Due Diligence und Verhandlung: Gründliche Prüfung des Zielunternehmens und Aushandlung der Übernahmebedingungen.
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Finanzierung und Abschluss: Strukturierung der Finanzierung (typischerweise eine Kombination aus Eigenkapital, Fremdkapital und Verkäuferdarlehen) und Abschluss der Transaktion.
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Übergangsphase: Übernahme der Geschäftsführung, oft mit einer Übergangszeit, in der der bisherige Eigentümer beratend zur Seite steht.
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Wertschöpfungsphase: Implementierung von Wachstumsstrategien und Optimierung der Geschäftsprozesse.
ETA im deutschen Kontext
Deutschland bietet für ETA besonders günstige Rahmenbedingungen:
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Demografischer Wandel: Etwa 500.000 mittelständische Unternehmen stehen in den nächsten Jahren vor einem Generationenwechsel.
-
Nachfolgelücke: Viele Familienunternehmen haben keine geeigneten internen Nachfolger.
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Mittelstandsstruktur: Der deutsche Mittelstand mit seiner Vielfalt an spezialisierten, oft international erfolgreichen Unternehmen bietet attraktive Übernahmeziele.
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Finanzierungsumfeld: Niedrige Zinsen und zunehmende Offenheit von Banken und Investoren gegenüber ETA-Konzepten erleichtern die Finanzierung.
Vorteile des ETA-Modells
Für den Unternehmer
- Reduziertes Risiko: Übernahme eines bestehenden Geschäftsmodells mit nachgewiesener Marktfähigkeit
- Schnellerer Weg zum Cash Flow: Sofortige Einnahmen im Gegensatz zur langen Anlaufphase bei Neugründungen
- Nutzung bestehender Ressourcen: Zugang zu etablierten Teams, Kunden und Lieferanten
- Wertschöpfungspotenzial: Möglichkeit, durch strategische Verbesserungen zusätzlichen Wert zu schaffen
Für den Verkäufer
- Nachhaltige Nachfolgelösung: Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze
- Sicherung des Lebenswerks: Übergabe an einen engagierten Unternehmer mit langfristiger Perspektive
- Attraktive Bewertung: Oft höhere Bewertungen als bei strategischen Übernahmen oder Financial Buyers
- Flexible Übergabemodalitäten: Möglichkeit einer schrittweisen Übergabe und weiteren Beteiligung
Für Investoren
- Attraktive Rendite: Historisch überdurchschnittliche Renditen bei ETA-Investments
- Diversifikation: Zugang zum Mittelstandssegment, das oft nicht im Fokus größerer Investoren steht
- Aktive Einflussnahme: Möglichkeit der Begleitung durch Beiratspositionen
- Soziale Rendite: Beitrag zur Lösung der Nachfolgeproblematik im Mittelstand
Herausforderungen und Risiken
Trotz der Vorteile gibt es bei ETA in Deutschland spezifische Herausforderungen:
- Wettbewerb um attraktive Übernahmeziele: Zunehmende Konkurrenz von strategischen Käufern und Private-Equity-Firmen
- Kulturelle Hürden: Skepsis gegenüber externen Übernehmern in traditionell geprägten Familienunternehmen
- Finanzierungskomplexität: Notwendigkeit komplexer Finanzierungsstrukturen mit mehreren Stakeholdern
- Managementkontinuität: Herausforderung, Schlüsselmitarbeiter und das bestehende Wissen im Unternehmen zu halten
- Transaktionskomplexität: Rechtliche und steuerliche Besonderheiten bei Unternehmensübernahmen in Deutschland
ETA vs. andere Unternehmermodelle
Im Vergleich zu anderen Wegen in die Selbstständigkeit bietet ETA spezifische Vor- und Nachteile:
Aspekt | ETA | Start-up-Gründung | Franchise | Existenzgründung |
---|---|---|---|---|
Anfangsinvestition | Hoch | Niedrig bis mittel | Mittel | Niedrig bis mittel |
Risiko | Moderat | Hoch | Niedrig | Moderat |
Time-to-Market | Sofort | Lang | Kurz | Mittel |
Wertsteigerungspotenzial | Hoch | Sehr hoch | Begrenzt | Moderat |
Gestaltungsfreiheit | Hoch | Sehr hoch | Begrenzt | Hoch |
Wissenstransfer | Vorhanden | Nicht vorhanden | Strukturiert | Gering |
Erfolgsgeschichten aus Deutschland
In Deutschland gibt es bereits bemerkenswerte Erfolgsgeschichten im Bereich ETA:
-
Mittelstandsübernahmen durch ehemalige Unternehmensberater: Zunehmend wechseln erfahrene Berater aus Top-Beratungen in die unternehmerische Rolle durch ETA.
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Familienunternehmen mit externer Nachfolge: Erfolgreiche Übergaben von Traditionsbetrieben an externe Unternehmer mit neuen Impulsen, aber Respekt für die Unternehmensgeschichte.
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Internationalisierung durch ETA: Übernahme von spezialisierten deutschen Mittelständlern durch internationale ETA-Unternehmer mit dem Ziel der globalen Expansion.
Zukunftsperspektiven
Die Zukunftsaussichten für ETA in Deutschland sind vielversprechend:
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Wachsende Akzeptanz: Zunehmende Bekanntheit und Anerkennung des Modells bei Unternehmern und Investoren
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Professionalisierung: Entstehung spezialisierter Berater, Programme und Netzwerke für ETA-Interessierte
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Institutionalisierung: Verstärktes Engagement von institutionellen Investoren im ETA-Bereich
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Branchenspezifische ETA-Modelle: Anpassung des ETA-Konzepts an besondere Anforderungen einzelner Branchen
Praxistipps für angehende ETA-Unternehmer
Für Interessierte, die den ETA-Weg in Deutschland beschreiten möchten, sind folgende Aspekte besonders wichtig:
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Klare Positionierung: Definition der eigenen Expertise und des Zielmarktes bzw. der Zielbranche
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Netzwerkaufbau: Systematische Vernetzung mit relevanten Multiplikatoren wie Unternehmensberatern, M&A-Beratern, Steuerberatern und Branchenverbänden
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Finanzierungsstrategie: Frühzeitige Entwicklung einer tragfähigen Finanzierungsstruktur und Ansprache potenzieller Investoren
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Due-Diligence-Kompetenz: Aufbau von Kompetenzen zur gründlichen Prüfung potenzieller Übernahmekandidaten
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Change-Management-Fähigkeiten: Vorbereitung auf die Herausforderungen der Übergangsphase und der Integration in das übernommene Unternehmen
Fazit
Entrepreneurship through Acquisition stellt einen vielversprechenden alternativen Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit dar, der besonders gut zur aktuellen Situation im deutschen Mittelstand passt. Das Modell bietet die Chance, unternehmerische Ambitionen zu verwirklichen und gleichzeitig zur Lösung der Nachfolgeproblematik beizutragen.
Für ambitionierte Personen mit Managementerfahrung, Branchenkenntnissen und unternehmerischem Denken kann ETA ein attraktiver Weg sein, die Vorteile eines etablierten Geschäftsmodells mit den Gestaltungsmöglichkeiten einer unternehmerischen Rolle zu verbinden. Gleichzeitig profitieren Unternehmensverkäufer von einer nachhaltigen Nachfolgelösung, die den Fortbestand und die Weiterentwicklung ihres Lebenswerks sicherstellt.
Die kommenden Jahre werden zeigen, inwieweit sich ETA als fester Bestandteil der deutschen Unternehmenslandschaft etablieren kann und welche spezifischen Ausprägungen sich im Kontext der deutschen Wirtschaftskultur entwickeln werden.
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