Bewertungsmultiplikatoren in der Bestattungsbranche: Marktübersicht und Einflussfaktoren

Ein detaillierter Überblick über aktuelle Bewertungsmultiplikatoren in der Bestattungsbranche mit Analyse der wertsteigernden und wertsenkenden Faktoren.

Die Bewertung von Bestattungsunternehmen erfordert ein spezifisches Branchenverständnis und die Berücksichtigung besonderer Faktoren, die diesen sensiblen Dienstleistungssektor prägen. Für Verkäufer und Käufer gleichermaßen ist das Verständnis der relevanten Multiplikatoren und ihrer Einflussfaktoren essentiell, um realistische Preisvorstellungen zu entwickeln und erfolgreiche Transaktionen zu gestalten. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über aktuelle Bewertungsmultiplikatoren in der Bestattungsbranche und analysiert die Faktoren, die diese Bewertungen maßgeblich beeinflussen.

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Aktuelle Multiplikatoren in der Bestattungsbranche

Die Bewertungsansätze und -höhen unterscheiden sich deutlich je nach Art des Bestattungsunternehmens, seiner geografischen Lage und seinen spezifischen Geschäftsmerkmalen. Im Folgenden betrachten wir die typischen Multiplikatoren für verschiedene Arten von Bestattungsunternehmen.

1. Traditionelle Familiengeführte Bestattungsunternehmen

Familiengeführte Einzelbetriebe stellen nach wie vor den Großteil der Bestattungsunternehmen in Deutschland dar. Sie werden primär anhand ihres EBITDA und teilweise ihres Umsatzes bewertet.

Aktuelle Multiplikatoren für familiengeführte Bestattungsunternehmen:

UnternehmensartEBITDA-MultipleUmsatz-Multiple
Etablierte Unternehmen in Großstädten4,5-6,0x EBITDA0,8-1,1x Umsatz
Mittelgroße Betriebe in Mittelzentren3,5-5,0x EBITDA0,7-0,9x Umsatz
Kleinstädtische Betriebe3,0-4,0x EBITDA0,6-0,8x Umsatz
Ländliche Betriebe2,5-3,5x EBITDA0,5-0,7x Umsatz

Wertsteigernde Faktoren bei familiengeführten Bestattungsunternehmen:

  • Langjährige Etablierung im lokalen Markt (>25 Jahre) kann die Multiplikatoren um 0,5-1,0x erhöhen
  • Eigene Immobilie (insbesondere mit Aufbahrungsräumen) führt typischerweise zu 0,5-1,0x höheren Multiplikatoren
  • Starke lokale Reputation und Einbindung in die Gemeinde steigert die Bewertung um 10-20%
  • Gut dokumentierte Prozesse und Systeme erhöhen die Multiplikatoren um etwa 0,3-0,5x

Wertsenkende Faktoren:

  • Hohe Abhängigkeit vom Inhaber senkt die Multiplikatoren um 0,5-1,5x
  • Veraltete Ausstattung und Räumlichkeiten reduziert die Bewertung um 10-25%
  • Rückläufige Bestattungszahlen in den letzten 3-5 Jahren können die Multiplikatoren um 0,5-1,0x senken

2. Filialisierte Bestattungsunternehmen

Bestattungsunternehmen mit mehreren Standorten werden zunehmend attraktiver für Investoren, da sie Skalenvorteile und eine breitere regionale Präsenz bieten.

Aktuelle Multiplikatoren für filialisierte Bestattungsunternehmen:

UnternehmensartEBITDA-MultipleUmsatz-Multiple
Regionale Ketten (5+ Standorte)5,5-7,5x EBITDA1,0-1,3x Umsatz
Mittelgroße Filialnetze (3-5 Standorte)4,5-6,5x EBITDA0,8-1,1x Umsatz
Kleinere Filialstrukturen (2-3 Standorte)4,0-5,5x EBITDA0,7-1,0x Umsatz

Wertsteigernde Faktoren bei filialisierten Bestattungsunternehmen:

  • Standardisierte Prozesse und Qualitätsmanagement können die Multiplikatoren um 0,5-1,0x erhöhen
  • Etablierte zweite Führungsebene steigert die Bewertung um 15-25%
  • Digitalisierte Verwaltung und CRM-Systeme erhöhen die Multiplikatoren um etwa 0,3-0,7x
  • Eigenständige Filialleiter mit lokaler Vernetzung führen zu 0,5-1,0x höheren Multiplikatoren

Wertsenkende Faktoren:

  • Unprofitable Filialen im Portfolio senken die Multiplikatoren um 0,5-1,5x
  • Hohe Fluktuation bei Filialleitern reduziert die Bewertung um 10-20%
  • Fehlende Integration der verschiedenen Standorte kann die Multiplikatoren um 0,3-0,8x senken

3. Realistische Kaufpreisstrukturierung

  • Angemessene Bewertung basierend auf branchenüblichen Multiplikatoren
  • Berücksichtigung notwendiger Investitionen nach dem Kauf
  • Entwicklung von Earn-out-Modellen zur Risikominimierung
  • Sicherstellung der Finanzierbarkeit des Kaufpreises

Integration nach dem Erwerb

Ein oft unterschätzter Aspekt bei der Unternehmensbewertung ist die Integrierbarkeit des Bestattungsunternehmens nach dem Kauf. Besonders im Bestattungswesen mit seinem hochsensiblen Dienstleistungscharakter und der starken persönlichen Komponente sind folgende Aspekte zu beachten:

1. Mitarbeiterintegration

Die Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens verfügen über spezifisches Know-how und oft jahrelange Beziehungen zu Kunden und Kooperationspartnern. Ihre erfolgreiche Integration ist entscheidend für den Erfolg der Übernahme:

  • Behutsame Überführung der bestehenden Teams in neue Strukturen
  • Wissenstransfer-Programme für besondere Kompetenzen und lokale Besonderheiten
  • Anreizprogramme für Schlüsselmitarbeiter im Übergangszeitraum
  • Kulturelle Integration unter Wahrung lokaler Traditionen und Besonderheiten

2. Markenführung und lokale Identität

Eine zentrale Frage bei Übernahmen im Bestattungswesen ist die Balance zwischen der Bewahrung lokaler Identitäten und der Integration in übergreifende Markenstrukturen:

  • Co-Branding-Strategien ("Traditionelles Bestattungshaus Müller - Teil der XYZ-Gruppe")
  • Behutsame Modernisierung des Erscheinungsbildes ohne Verlust der lokalen Wiedererkennung
  • Differenzierte Markenstrategien je nach lokaler Marktstellung und Zielgruppe

3. Prozessintegration und Synergiegewinnung

Die erfolgreiche Realisierung von operativen Synergien trägt maßgeblich dazu bei, den gezahlten Kaufpreis zu rechtfertigen:

  • Zentralisierung von Verwaltungsfunktionen (Buchhaltung, Personal, Marketing)
  • Gemeinsame Nutzung von Ressourcen (Fahrzeuge, Kühlräume, Aufbahrungsräume)
  • Gesamteinkaufsstrategie bei Bestattungsbedarf für bessere Konditionen
  • Übergreifende Digitalisierungsprojekte zur Effizienzsteigerung
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Rechtliche und regulatorische Aspekte bei der Bewertung

Die Bestattungsbranche unterliegt in Deutschland spezifischen rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen, die bei der Unternehmensbewertung berücksichtigt werden müssen:

1. Bestattungsgesetze der Bundesländer

Die Bestattungsgesetze der Bundesländer regeln unterschiedliche Aspekte des Bestattungswesens und können den Unternehmenswert beeinflussen:

  • Unterschiedliche Anforderungen an Räumlichkeiten und Ausstattung
  • Verschiedene Wartefristen vor Bestattungen oder Einäscherungen
  • Spezifische Qualifikationsanforderungen an das Personal

2. Konzessionen und Qualifikationsnachweise

In einigen Bundesländern sind für den Betrieb eines Bestattungsunternehmens besondere Konzessionen oder Qualifikationsnachweise erforderlich:

  • Bestattermeister-Qualifikation als Wertfaktor bei der Übernahme
  • Übertragbarkeit von Konzessionen bei Eigentümerwechsel
  • Kosten und Zeitaufwand für die Erlangung notwendiger Qualifikationen

3. Immissionsschutzrechtliche Genehmigungen

Besonders bei Bestattungsunternehmen mit eigenen Krematorien sind immissionsschutzrechtliche Genehmigungen ein wichtiger Bewertungsfaktor:

  • Laufzeiten bestehender Genehmigungen
  • Investitionsbedarf zur Einhaltung aktueller Umweltstandards
  • Übertragbarkeit bei Eigentümerwechsel

Finanzierung von Unternehmensübernahmen in der Bestattungsbranche

Die Finanzierung des Kaufpreises ist ein entscheidender Aspekt bei Übernahmen im Bestattungswesen. Hierbei haben sich verschiedene Modelle etabliert:

1. Klassische Bankfinanzierung

Bestattungsunternehmen gelten aufgrund ihrer stabilen Cashflows und der demografisch gesicherten Nachfrage grundsätzlich als attraktive Finanzierungsobjekte für Banken:

  • Typische Eigenkapitalquote: 25-40% des Kaufpreises
  • Finanzierungsdauer: meist 5-10 Jahre
  • Besicherung: oft durch Immobilien, Fahrzeuge oder persönliche Bürgschaften

2. Verkäuferdarlehen und gestaffelte Kaufpreise

Gerade bei Nachfolgeregelungen sind Verkäuferdarlehen oder gestaffelte Kaufpreiszahlungen verbreitet:

  • Verkäuferdarlehen: 20-40% des Kaufpreises mit nachrangiger Besicherung
  • Ratenzahlungen: über 3-5 Jahre verteilt
  • Earn-out-Komponenten: meist 10-30% des Gesamtkaufpreises, abhängig von zukünftigen Ergebnissen

3. Förderprogramme für Unternehmensnachfolgen

Für Unternehmensübernahmen im Bestattungswesen stehen verschiedene Förderprogramme zur Verfügung:

  • KfW-Unternehmerkredit: für etablierte Unternehmer und Existenzgründer
  • ERP-Gründerkredit: speziell für Unternehmensnachfolgen
  • Bürgschaftsbanken: zur Absicherung von Bankkrediten bei geringeren Sicherheiten
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Zusammenfassung: Die wichtigsten Multiplikatoren im Überblick

Abschließend eine Zusammenfassung der wichtigsten Bewertungsmultiplikatoren im aktuellen Markt für Bestattungsunternehmen:

Art des BestattungsunternehmensEBITDA-MultipleUmsatz-MultipleHaupttreiber für Premium-Bewertungen
Traditionelle Familienbetriebe2,5-6,0x0,5-1,1xEigene Immobilie, geringe Inhaberabhängigkeit, stabiles Team
Filialisierte Bestattungsunternehmen4,0-7,5x0,7-1,3xStandardisierte Prozesse, zweite Führungsebene, Skaleneffekte
Spezialisierte Anbieter4,5-8,0x0,8-1,5xWachstumssegment, überregionale Marke, digitale Transformation
Unternehmen mit Krematorium5,0-8,5x0,9-1,6xGültige Genehmigungen, moderne Anlagen, regionale Monopolstellung

Die erzielbare Bewertung hängt letztlich von einer Kombination aus Unternehmensgröße, geografischer Lage, betriebswirtschaftlicher Qualität, Zukunftsperspektiven und individuellen Stärken und Schwächen ab. Eine sorgfältige Analyse und professionelle Unterstützung im Transaktionsprozess sind entscheidend, um den optimalen Wert zu realisieren – ob als Verkäufer oder als Käufer.

Case Study: Erfolgreiche Nachfolge in einem etablierten Bestattungsunternehmen

Zum Abschluss betrachten wir ein reales Beispiel einer erfolgreichen Nachfolgeregelung in einem etablierten Bestattungsunternehmen:

Ausgangssituation:

  • Familiengeführtes Bestattungsunternehmen in einer mittelgroßen Stadt (80.000 Einwohner)
  • Inhaber (63) ohne familieninterne Nachfolgelösung
  • Umsatz: 720.000 €/Jahr mit 240 Bestattungen
  • EBITDA: 160.000 € (22% Marge)
  • Eigene Immobilie im Stadtzentrum (Verkehrswert: 650.000 €)
  • 4 Mitarbeiter, davon 2 langjährig beschäftigt (>15 Jahre)

Herausforderungen:

  • Starke Identifikation der Kunden mit dem Inhaber
  • Lokale Verwurzelung und Traditionen im konservativen Umfeld
  • Modernisierungsbedarf bei Prozessen und digitaler Präsenz

Bewertung und Transaktionsstruktur:

  • EBITDA-Multiple: 4,8x (basierend auf Branchenbenchmark und spezifischen Faktoren)
  • Unternehmenswert (ohne Immobilie): 768.000 €
  • Gesamttransaktionswert inkl. Immobilie: 1,42 Mio. €
  • Strukturierung:
    • Sofortzahlung: 60% (852.000 €)
    • Verkäuferdarlehen: 25% (355.000 €) über 5 Jahre
    • Earn-out: 15% (213.000 €) basierend auf Bestattungszahlen über 3 Jahre

Erfolgreiche Integrationsmaßnahmen:

  • Beibehaltung des Firmennamens mit kleinem Zusatz "Teil der XYZ-Gruppe"
  • Übergangsphase von 12 Monaten mit aktivem Mitwirken des Verkäufers
  • Schrittweise Modernisierung der Räumlichkeiten und Digitalisierung der Prozesse
  • Einbindung der bestehenden Mitarbeiter in den Veränderungsprozess

Ergebnisse nach 3 Jahren:

  • Stabile Bestattungszahlen (245 Bestattungen im dritten Jahr)
  • Umsatzsteigerung auf 850.000 € durch erweiterte Dienstleistungen
  • EBITDA-Steigerung auf 195.000 € (23% Marge) durch Effizienzgewinne
  • Erfolgreiche Integration in die Unternehmensgruppe bei Bewahrung der lokalen Identität

Dieses Beispiel zeigt, wie durch eine sorgfältige Bewertung, strukturierte Transaktionsgestaltung und behutsame Integration eine erfolgreiche Nachfolge im sensiblen Bereich des Bestattungswesens gestaltet werden kann.

Bestattungsunternehmen mit besonderen Spezialisierungen (z.B. ökologische Bestattungen, kulturell spezialisierte Angebote, digitale Services) erzielen oft höhere Bewertungen.

Aktuelle Multiplikatoren für spezialisierte Bestattungsunternehmen:

UnternehmensartEBITDA-MultipleUmsatz-Multiple
Öko-Bestattungsanbieter5,0-7,0x EBITDA0,9-1,2x Umsatz
Digital-orientierte Bestattungsdienstleister5,5-8,0x EBITDA1,0-1,5x Umsatz
Kulturell spezialisierte Anbieter4,5-6,5x EBITDA0,8-1,1x Umsatz
Premium-Segment-Anbieter5,0-7,5x EBITDA0,9-1,3x Umsatz

Wertsteigernde Faktoren bei spezialisierten Bestattungsunternehmen:

  • Nachweislich wachsendes Marktsegment kann die Multiplikatoren um 1,0-2,0x erhöhen
  • Überregionale Bekanntheit/Marke steigert die Bewertung um 15-30%
  • Geschützte oder einzigartige Konzepte erhöhen die Multiplikatoren um etwa 0,5-1,5x
  • Online-Präsenz und digitale Kundengewinnung führen zu 0,5-1,0x höheren Multiplikatoren

Wertsenkende Faktoren:

  • Schwer übertragbare, personengebundene Spezialisierung senkt die Multiplikatoren um 0,5-1,5x
  • Unklare Marktpositionierung reduziert die Bewertung um 10-25%
  • Fehlende Nachweise über Kundennachfrage kann die Multiplikatoren um 0,5-1,0x senken
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Geografische Unterschiede in den Bewertungen

Die Bewertungen von Bestattungsunternehmen variieren auch in Abhängigkeit vom geografischen Standort. Innerhalb Deutschlands lassen sich folgende Muster beobachten:

Regionale Unterschiede in Deutschland:

RegionBewertungsprämie/-abschlag
Großstädte > 500.000 Einwohner+10% bis +25%
Mittelgroße Städte 100.000-500.000 Einwohner+5% bis +15%
Kleinstädte 20.000-100.000 EinwohnerBenchmark (0%)
Ländliche Regionen < 20.000 Einwohner-5% bis -15%
Strukturschwache Regionen mit Bevölkerungsrückgang-15% bis -30%

Diese geografischen Unterschiede spiegeln Faktoren wie Bevölkerungsentwicklung, Wettbewerbsintensität, Kaufkraft und durchschnittliches Preisniveau für Bestattungsdienstleistungen wider.

Demografische Faktoren und ihr Einfluss auf die Bewertung

Die demografische Entwicklung einer Region ist für Bestattungsunternehmen von besonderer Bedeutung und beeinflusst die Bewertungsmultiplikatoren maßgeblich:

Demografischer FaktorAuswirkung auf die Bewertung
Stabile/wachsende Bevölkerung+5% bis +15%
Überdurchschnittlicher Anteil älterer Menschen+5% bis +10%
Starker Bevölkerungsrückgang-10% bis -25%
Hohe Abwanderungsrate-5% bis -15%

Investoren achten zunehmend auf langfristige demografische Trends als wichtigen Faktor bei der Bewertung von Bestattungsunternehmen, da diese die zukünftige Geschäftsentwicklung maßgeblich beeinflussen.

Einfluss der Unternehmensgröße auf Multiplikatoren

Die Unternehmensgröße hat einen signifikanten Einfluss auf die erzielbaren Multiplikatoren. In der Regel steigen die Bewertungsmultiplikatoren mit zunehmender Unternehmensgröße, was als "Size Premium" bezeichnet wird.

Größenabhängige Multiplikatoren-Prämien:

Unternehmensgröße (Jahresumsatz)EBITDA-Multiple PrämieBeispiel für traditionelle Bestattungsunternehmen
> 5 Mio. €+1,5 bis +2,5x4-6x EBITDA Basis → 5,5-8,5x
2-5 Mio. €+0,5 bis +1,5x4-6x EBITDA Basis → 4,5-7,5x
1-2 Mio. €+0,2 bis +0,5x4-6x EBITDA Basis → 4,2-6,5x
0,5-1 Mio. €Benchmark (0)4-6x EBITDA (Benchmark)
0,25-0,5 Mio. €-0,5 bis -1,0x4-6x EBITDA Basis → 3,5-5x
< 0,25 Mio. €-1,0 bis -2,0x4-6x EBITDA Basis → 3-4x

Diese Größenprämien lassen sich durch mehrere Faktoren erklären:

  • Geringeres Risikoprofil größerer Unternehmen
  • Diversifiziertere Einnahmequellen, z.B. durch mehrere Standorte
  • Professionalisierte Strukturen und etablierte Prozesse
  • Größere Unabhängigkeit von Einzelpersonen
  • Bessere Skaleneffekte, z.B. bei Einkauf und Marketing
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Detailanalyse: Faktoren mit signifikantem Einfluss auf Multiplikatoren

Neben den bereits genannten Faktoren gibt es übergreifende Bewertungstreiber, die den Multiplikator erheblich beeinflussen können. Diese lassen sich quantifizieren, um ihre konkrete Auswirkung auf die Unternehmensbewertung zu verstehen.

Positive Einflussfaktoren und ihre Effekte:

FaktorAuswirkung auf EBITDA-Multiplikatoren
Eigene Immobilie in guter Lage+0,5 bis +1,5x
Modernisierte Aufbahrungsräume und Trauerhalle+0,3 bis +0,8x
Stabiles Team mit >5 Jahren Betriebszugehörigkeit+0,3 bis +0,7x
Zweite Führungsebene mit eigenständiger Kompetenz+0,5 bis +1,0x
Digitale Kundenansprache und Online-Präsenz+0,2 bis +0,6x
Zusätzliche Einnahmequellen (Floristik, Grabpflege, etc.)+0,2 bis +0,7x
Kooperationen mit Pflegeeinrichtungen/Krankenhäusern+0,3 bis +0,8x

Negative Einflussfaktoren und ihre Effekte:

FaktorAuswirkung auf EBITDA-Multiplikatoren
Hohe Abhängigkeit vom Inhaber/Geschäftsführer-0,5 bis -1,5x
Sanierungsbedürftige Räumlichkeiten-0,3 bis -1,0x
Rückläufige Bestattungszahlen (>10% in 3 Jahren)-0,5 bis -1,0x
Hohe Konzentration auf wenige Zuweiser-0,3 bis -0,8x
Fehlende Digitalisierung der Verwaltungsprozesse-0,2 bis -0,5x
Veraltetes Erscheinungsbild/Corporate Design-0,2 bis -0,5x
Starke lokale Konkurrenz mit aggressiver Preispolitik-0,3 bis -0,7x

Spezifische Wertreiber in der Bestattungsbranche

Die Bestattungsbranche zeichnet sich durch einige spezifische Wertreiber aus, die bei der Bewertung besonders berücksichtigt werden sollten:

1. Immobilienbesitz und Räumlichkeiten

Der Besitz einer eigenen Immobilie, insbesondere mit Aufbahrungsräumen, Trauerhalle und würdevollem Kundenbesprechungsbereich, stellt einen erheblichen Wertfaktor dar. Dies reduziert nicht nur die laufenden Kosten, sondern bietet auch einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber Wettbewerbern ohne eigene Räumlichkeiten.

2. Bestattungsfahrzeuge und Ausstattung

Der Zustand und die Modernität der Bestattungsfahrzeuge und sonstigen Ausstattung (Sargwagen, Kühlzellen, etc.) beeinflussen die Bewertung erheblich. Ein moderner, gut gepflegter Fuhrpark erhöht den Unternehmenswert, während ein überalterter Fuhrpark mit hohem Investitionsbedarf wertsenkend wirkt.

3. Lokale Vernetzung und Reputation

Die lokale Vernetzung eines Bestattungsunternehmens, insbesondere die Beziehungen zu Kirchengemeinden, Seniorenheimen, Hospizen und Krankenhäusern, stellt einen erheblichen immateriellen Wert dar. Eine nachweislich positive Reputation in der lokalen Gemeinschaft kann die Bewertungsmultiplikatoren deutlich erhöhen.

4. Digitalisierungsgrad

Zunehmend wichtig wird der Digitalisierungsgrad eines Bestattungsunternehmens, von der internen Verwaltung über die Kundenbetreuung bis hin zur digitalen Kundengewinnung. Moderne digitale Angebote wie virtuelle Trauerräume, Online-Gedenkseiten oder digitale Nachlasspakete können die Bewertung positiv beeinflussen.

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Praxisbeispiele: Konkrete Bewertungssituationen

Um die theoretischen Erkenntnisse zu veranschaulichen, betrachten wir einige konkrete Bewertungsbeispiele aus jüngsten Transaktionen.

Beispiel 1: Traditionelles Bestattungsunternehmen in einer Mittelstadt

Unternehmensprofil:

  • Umsatz: 650.000 €
  • EBITDA: 130.000 € (20% Marge)
  • Jahresbestattungen: ca. 220
  • Eigene Immobilie im Stadtzentrum
  • Inhabergeführt, keine zweite Führungsebene
  • Durchschnittsalter der Mitarbeiter: 52 Jahre

Bewertung:

  • Basis EBITDA-Multiplikator für mittelstädtisches Bestattungsunternehmen: 3,5-5,0x
  • Positive Faktoren: Eigene Immobilie (+0,8x), stabile Bestattungszahlen (+0,3x)
  • Negative Faktoren: Hohe Inhaberabhängigkeit (-0,7x), überalterte Belegschaft (-0,3x)
  • Resultierende EBITDA-Spanne: 3,6-5,1x
  • Bewertung: 468.000-663.000 €, zuzüglich Immobilienwert

Beispiel 2: Filialisiertes Bestattungsunternehmen in einer Großstadtregion

Unternehmensprofil:

  • Umsatz: 2,8 Mio. €
  • EBITDA: 560.000 € (20% Marge)
  • 4 Standorte in einer Großstadtregion
  • Jahresbestattungen: ca. 950
  • Etablierte zweite Führungsebene
  • Modernes Corporate Design und digitale Präsenz

Bewertung:

  • Basis EBITDA-Multiplikator für filialisierte Bestattungsunternehmen: 4,5-6,5x
  • Positive Faktoren: Größe des Unternehmens (+0,8x), zweite Führungsebene (+0,7x), digitale Präsenz (+0,4x)
  • Negative Faktoren: Ein unrentabler Standort (-0,3x)
  • Resultierende EBITDA-Spanne: 6,1-8,1x
  • Bewertung: 3,42-4,54 Mio. €

Beispiel 3: Spezialisiertes Öko-Bestattungsunternehmen

Unternehmensprofil:

  • Umsatz: 850.000 €
  • EBITDA: 170.000 € (20% Marge)
  • Jahresbestattungen: ca. 180
  • Spezialisierung auf ökologische Bestattungen
  • Überregionale Bekanntheit
  • Angemietete Räumlichkeiten in guter Lage

Bewertung:

  • Basis EBITDA-Multiplikator für spezialisierte Bestattungsunternehmen: 5,0-7,0x
  • Positive Faktoren: Wachsendes Marktsegment (+0,8x), überregionale Bekanntheit (+0,6x)
  • Negative Faktoren: Angemietete Räumlichkeiten (-0,5x)
  • Resultierende EBITDA-Spanne: 5,9-7,9x
  • Bewertung: 1,00-1,34 Mio. €

Bewertungsprozess in der Praxis

Die theoretischen Multiplikatoren sind ein wichtiger Ausgangspunkt, die praktische Bewertung erfolgt jedoch typischerweise in einem mehrstufigen Prozess.

Typischer Bewertungsprozess bei Transaktionen im Bestattungswesen:

  1. Vorläufige Bewertung

    • Anwendung branchenüblicher Multiplikatoren auf Finanzkennzahlen
    • Berücksichtigung offensichtlicher wertsteigernder/wertsenkender Faktoren
    • Erstellung einer ersten Bewertungsspanne
  2. Detaillierte Due Diligence

    • Tiefgehende Analyse des Geschäftsmodells
    • Validierung der finanziellen Kennzahlen (Qualität des EBITDA)
    • Prüfung von Verträgen, Kooperationen, technischer Ausstattung
    • Analyse der lokalen Marktstellung und Wettbewerbssituation
    • Bewertung der demografischen Entwicklung im Einzugsgebiet
  3. Bewertungsanpassung

    • Feinjustierung der Multiplikatoren basierend auf Due-Diligence-Erkenntnissen
    • Berücksichtigung von individuellen Synergiepotenzialen (bei strategischen Käufern)
    • Anpassung für nicht-operative Assets und Verbindlichkeiten
    • Bewertung von Immobilien und spezifischer Ausstattung
  4. Strukturierung des Kaufpreises

    • Aufteilung zwischen Fixkaufpreis und erfolgsabhängigen Komponenten (Earn-out)
    • Gestaltung von Übergangsregelungen mit dem Verkäufer
    • Kaufpreisfinanzierung und Zahlungsmodalitäten
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Alternative Bewertungsmethoden für Bestattungsunternehmen

Neben der Multiplikatorenmethode werden in der Praxis auch andere Bewertungsmethoden für Bestattungsunternehmen angewandt, die teilweise branchenspezifische Aspekte berücksichtigen:

1. Bewertung nach Bestattungsfällen

Eine in der Branche verbreitete Methode ist die Bewertung anhand der Anzahl der Bestattungsfälle. Dabei wird ein Wert pro Bestattungsfall angesetzt, der je nach Region und Art des Unternehmens variiert:

Art des BestattungsunternehmensWert pro Bestattungsfall
Großstädtische Premium-Anbieter5.000-8.000 €
Städtische Standardanbieter3.500-5.500 €
Ländliche Bestattungsunternehmen2.500-4.000 €
Discount-Anbieter1.500-2.500 €

Diese Methode wird oft als Plausibilitätsprüfung oder ergänzend zur Multiplikatorenmethode verwendet.

2. Substanzwertmethode

Besonders bei Bestattungsunternehmen mit wertvollen Immobilien oder spezialisierter Ausstattung (Krematorien, besondere Fahrzeuge) kann die Substanzwertmethode ergänzend angewendet werden. Dabei werden alle materiellen und immateriellen Vermögenswerte bewertet und summiert:

  • Immobilien und Grundstücke (Marktwert)
  • Spezialfahrzeuge und technische Einrichtungen (Zeitwert)
  • Betriebsausstattung und Inventar
  • Kundenstamm und immaterielle Werte

3. Discounted Cash Flow (DCF)

Für größere Bestattungsunternehmen oder bei strategischen Investoren wird zunehmend auch die DCF-Methode angewandt, die zukünftige Cashflows prognostiziert und abzinst. Dabei werden demografische Entwicklungen, regionale Sterblichkeitsraten und Veränderungen im Bestattungsverhalten besonders berücksichtigt.

Die Bewertungspraxis für Bestattungsunternehmen entwickelt sich kontinuierlich weiter. Folgende Trends prägen den aktuellen Markt:

1. Zunehmende Konsolidierung

Ähnlich wie in anderen Branchen ist auch im Bestattungswesen eine zunehmende Konsolidierung zu beobachten. Größere Unternehmensgruppen und Filialisten kaufen gezielt lokale Bestattungsunternehmen auf, was die Bewertungen beeinflusst:

  • Erhöhte Nachfrage nach etablierten Unternehmen in attraktiven Regionen
  • Strategische Prämien von 10-30% bei perfekter Ergänzung bestehender Filialnetze
  • Vermehrte Übernahmen im Rahmen von Nachfolgeregelungen

2. Digitale Transformation als Werttreiber

Die digitale Transformation ist zu einem wichtigen Werttreiber in der Bestattungsbranche geworden:

  • Online-Präsenz und digitale Kundengewinnung steigern den Unternehmenswert merklich
  • Digitalisierte Verwaltungsprozesse reduzieren die Abhängigkeit von Einzelpersonen
  • Innovative digitale Angebote wie virtuelle Gedenkstätten erschließen neue Umsatzquellen
  • Datenbasierte Kundenbetreuung verbessert die Kundenbindung und Cross-Selling-Möglichkeiten

3. Einfluss gesellschaftlicher Veränderungen

Veränderte gesellschaftliche Einstellungen zum Thema Tod und Bestattung wirken sich zunehmend auf die Bewertung aus:

  • Zunahme von Feuerbestattungen und alternativen Bestattungsformen
  • Steigendes Interesse an ökologischen Bestattungen begünstigt spezialisierte Anbieter
  • Rückgang traditioneller kirchlicher Beisetzungen verändert Geschäftsmodelle und Angebote
  • Transparenztrend bei Preisen und Leistungen durch Online-Vergleichsportale
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Fazit: Erfolgreiche Bewertungsstrategien für Bestattungsunternehmen

Die Bewertung von Bestattungsunternehmen bleibt trotz etablierter Multiplikatoren ein komplexer Prozess, der sowohl quantitative als auch qualitative Faktoren berücksichtigen muss.

Für Verkäufer: Maximierung des Unternehmenswertes

  1. Frühzeitige Planung der Nachfolge und des Verkaufs

    • Idealerweise 3-5 Jahre vor dem geplanten Verkauf beginnen
    • Schrittweise Reduzierung der Inhaberabhängigkeit
    • Aufbau einer zweiten Führungsebene
  2. Gezieltes Arbeiten an den Werttreibern

    • Modernisierung der Räumlichkeiten und des Erscheinungsbildes
    • Digitalisierung von Prozessen und Kundenansprache
    • Dokumentation von Know-how und Geschäftsbeziehungen
    • Diversifizierung der Einnahmequellen
  3. Professionelle Vorbereitung des Verkaufsprozesses

    • Erstellung aussagekräftiger Unterlagen und Kennzahlen
    • Transparente Darstellung der Geschäftsentwicklung
    • Einbindung erfahrener Berater für den Bestattungsmarkt
    • Identifikation strategischer Käufer mit Synergiepotenzialen

Für Käufer: Identifikation attraktiver Bestattungsunternehmen

  1. Systematische Analyse potentieller Übernahmekandidaten

    • Demografische Entwicklung im Einzugsgebiet
    • Marktstellung und Wettbewerbssituation
    • Geschäftsmodell und Erweiterungspotenziale
    • Zustand von Immobilien und Ausstattung
  2. Gründliche Due Diligence

    • Verifizierung der Bestattungsfallzahlen und Umsätze
    • Analyse der Kundenstruktur und Zuweisernetzwerke
    • Bewertung der Mitarbeiterstruktur und des Know-hows
    • Prüfung bestehender Verträge und Verpflichtungen

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