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Selbstständig machen ohne Eigenkapital – Möglichkeiten und Herausforderungen

8 min Lesezeit

Die Übernahme eines bestehenden Unternehmens lockt viele Unternehmergeister. Doch eines der größten Hindernisse auf diesem Weg ist die Finanzierung des Kaufpreises. Besonders die Frage, ob ein Unternehmenskauf auch ohne oder mit nur geringem Eigenkapital möglich ist, beschäftigt viele potenzielle Nachfolger. Dieser Artikel beleuchtet, welche Möglichkeiten für eine Firmenübernahme ohne nennenswerte eigene finanzielle Mittel tatsächlich bestehen, und welche Hürden dabei zu überwinden sind.

Grundlegende Überlegungen zur Eigenkapitalfreien Übernahme

Wer sich mit dem Gedanken trägt, ein Unternehmen ohne eigenes Kapital zu erwerben, sollte verstehen, dass dies keine unmögliche Aufgabe ist, aber besondere Anforderungen stellt. In der klassischen Unternehmensfinanzierung gilt die Faustregel, dass mindestens 20-30% Eigenkapital für eine solide Finanzierungsstruktur notwendig sind. Bei einer Übernahme ohne Eigenkapital muss diese Lücke kreativ geschlossen werden.

Entscheidend für den Erfolg ist eine gründliche Vorbereitung. Der potenzielle Käufer muss nicht nur ein überzeugendes Betriebskonzept vorlegen, sondern auch persönlich überzeugen – durch Branchenerfahrung, betriebswirtschaftliches Know-how und unternehmerisches Denken. Banken und andere Kapitalgeber investieren letztlich in Menschen und ihre Fähigkeiten, besonders wenn eigene finanzielle Mittel fehlen.

Die Unternehmenssuche sollte dabei besonders auf Betriebe abzielen, die entweder besonders ertragsstark sind oder über erhebliche Substanzwerte verfügen. Diese Eigenschaften erleichtern alternative Finanzierungsformen erheblich. Ebenso wichtig ist eine realistische Unternehmensbewertung, um überhaupt einen fairen Kaufpreis verhandeln zu können.

Finanzierungsmodelle für den Unternehmenskauf ohne Eigenkapital

Der eigenkapitalfreie Unternehmenskauf kann durch verschiedene Finanzierungsmodelle realisiert werden. Diese erfordern jedoch eine sorgfältige Strukturierung und oftmals kreative Lösungsansätze:

Verkäuferfinanzierung als Schlüsseloption

Eine der erfolgversprechendsten Methoden ist die Verkäuferfinanzierung. Hierbei übernimmt der Verkäufer selbst die Rolle eines Kreditgebers, indem er einen Teil des Kaufpreises stundet oder als Darlehen gewährt. Diese Form kommt besonders bei Unternehmensnachfolgen zum Tragen, wenn der Verkäufer ein Interesse am langfristigen Fortbestand "seines" Unternehmens hat.

Besonders attraktiv sind dabei Earn-out-Regelungen, bei denen ein Teil des Kaufpreises erfolgsabhängig und erst in der Zukunft gezahlt wird. Dies reduziert das Anfangskapital erheblich und schafft für beide Seiten eine Win-win-Situation: Der Verkäufer erhält unter Umständen sogar einen höheren Gesamtkaufpreis, während der Käufer die Zahlungen aus den erwirtschafteten Erträgen leisten kann.

Auch ein klassisches Verkäuferdarlehen stellt eine gangbare Option dar. Hierbei gewährt der Verkäufer ein langfristiges Darlehen, das aus dem Cashflow des übernommenen Unternehmens bedient wird. Die Konditionen solcher Darlehen sind oft flexibler als bei Bankfinanzierungen.

Fremdkapitaloptionen maximieren

Für eine vollständige Fremdfinanzierung muss in der Regel auf verschiedene Quellen zurückgegriffen werden. Neben der Verkäuferfinanzierung sind auch Bankkredite ein zentraler Baustein. Besonders Förderprogramme wie der KfW-Unternehmerkredit oder spezielle ERP-Fördermittel ermöglichen günstige Konditionen.

Allerdings verlangen Banken in der Regel immer Sicherheiten. Diese können bei geringem Eigenkapital über die Substanzwerte des zu kaufenden Unternehmens selbst, persönliche Bürgschaften oder staatliche Bürgschaftsbanken realisiert werden. Eine gute Vorbereitung für das Bankgespräch ist hier entscheidend. Ein detaillierter Businessplan, der die künftige positive Entwicklung plausibel darstellt, kann den entscheidenden Unterschied machen.

Mezzanine-Kapital schließt oft die Lücke zwischen klassischem Fremdkapital und fehlendem Eigenkapital. Diese Hybridform mit eigenkapitalähnlichem Charakter, etwa durch Nachrangdarlehen oder Genussrechte, bietet flexible Möglichkeiten, die Finanzierung zu ergänzen – allerdings meist zu höheren Kosten.

Innovative Lösungsansätze für Nachfolgekandidaten

Moderne Unternehmenskäufer müssen besonders kreativ sein, wenn Eigenkapital fehlt. Einige aktuelle Modelle haben sich dabei als besonders wirksam erwiesen:

Management Buy-In mit stillen Partnern ist ein zunehmend populärer Ansatz. Der eigentliche Nachfolger übernimmt dabei die operative Führung, während ein stiller Partner das notwendige Kapital bereitstellt. Der stille Partner erhält im Gegenzug eine Gewinnbeteiligung, bleibt aber im Hintergrund. Diese Konstellation kann insbesondere für Quereinsteiger eine interessante Option sein, die branchenfremd in ein Unternehmen einsteigen möchten.

Ein weiterer innovativer Weg sind Search Funds. Dieses ursprünglich aus den USA stammende Modell gewinnt auch in Deutschland an Bedeutung. Hierbei sammelt ein unternehmerisch denkender "Searcher" Kapital von Investoren ein, um gezielt nach einem Unternehmen zu suchen, es zu kaufen und langfristig zu führen. Die Investoren erhalten Anteile am Unternehmen, während der Searcher die Geschäftsführung übernimmt.

Im digitalen Zeitalter gewinnen auch Crowdfunding und Crowdinvesting an Bedeutung. Diese Formen der Schwarmfinanzierung können besonders für Unternehmen mit einer überzeugenden Zukunftsvision funktionieren. Allerdings eignen sie sich eher als ergänzende Finanzierungskomponente und weniger für die vollständige Kaufpreisfinanzierung.

Herausforderungen und kritische Erfolgsfaktoren

Ein Unternehmenskauf ohne Eigenkapital birgt spezifische Risiken und Herausforderungen. Die hohe Fremdkapitalquote führt zu erheblichen Zins- und Tilgungsbelastungen, die den finanziellen Spielraum in den ersten Jahren stark einschränken können. Der neue Eigentümer muss daher besonders präzise kalkulieren und einen detaillierten Finanzplan erstellen.

Die Verhandlungsposition gegenüber dem Verkäufer ist bei fehlendem Eigenkapital naturgemäß schwächer. Hier kann ein besonders überzeugendes Nachfolgekonzept ausgleichend wirken. Zeigen Sie dem Verkäufer klar auf, wie Sie sein Lebenswerk fortführen und weiterentwickeln wollen. Vor allem bei inhabergeführten Unternehmen spielt die emotionale Komponente eine wichtige Rolle.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Auswahl des richtigen Übernahmekandidaten. Bei einer Finanzierung ohne Eigenkapital kommen nur Unternehmen in Frage, die einen stabilen und ausreichend hohen Cashflow generieren, um die Fremdkapitalkosten zu tragen. Eine gründliche Due Diligence ist daher unerlässlich, um Risiken frühzeitig zu erkennen.

Nicht zuletzt sollte ein starkes Netzwerk aufgebaut werden. Erfahrene M&A-Berater können wertvolle Unterstützung leisten, sowohl bei der Strukturierung der Finanzierung als auch bei der Identifizierung geeigneter Übernahmekandidaten und der Verhandlungsführung.

Fazit: Mit Kreativität und Überzeugungskraft zum Ziel

Ein Unternehmenskauf ohne Eigenkapital ist kein Ding der Unmöglichkeit – er erfordert jedoch besondere Anstrengungen, Kreativität und ein hohes Maß an Überzeugungskraft. Die Kombination verschiedener Finanzierungsbausteine, insbesondere Verkäuferfinanzierung und Förderkredite, bildet in der Regel das Fundament.

Die Finanzierung ist allerdings nur ein Aspekt der erfolgreichen Übernahme. Ebenso wichtig sind ein durchdachtes Betriebskonzept, umfassende Vorbereitungen und ein solides Verständnis der Branche. Mit diesen Voraussetzungen kann der Traum vom eigenen Unternehmen auch ohne großes Eigenkapital Wirklichkeit werden.

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Über den Autor

Christopher Heckel

Christopher Heckel

Co-Founder & CTO

Christopher hat als CTO des Mittelstandsfinanziers Creditshelf die digitale Transformation von Finanzlösungen für den Mittelstand geleitet. viaductus wurde mit dem Ziel gegründet, mit Technologie für Unternehmensübernahmen und -verkäufe Menschen zu unterstützen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen.

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