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Mit diesen 7 Fragen kann ich testen, ob ich Unternehmer werden sollte

8 min Lesezeit

1. Bin ich bereit, finanzielle Unsicherheit zu akzeptieren?

Als Unternehmer verabschieden Sie sich vom regelmäßigen Gehaltseingang. Besonders in der Anfangsphase müssen Sie mit finanziellen Schwankungen und möglicherweise längeren Phasen ohne ausreichendes Einkommen rechnen. Die Frage ist nicht nur, ob Sie finanziell abgesichert sind, sondern auch, wie Sie emotional mit dieser Unsicherheit umgehen können.

Studien zeigen, dass erfolgreiche Unternehmer nicht unbedingt besonders risikofreudig sind, sondern vielmehr kalkulierte Risiken eingehen. Sie verfügen meist über einen finanziellen Puffer und einen "Plan B" für schwierige Zeiten. Die entscheidende Frage ist daher: Können Sie nachts ruhig schlafen, wenn Ihr Einkommen für die nächsten Monate nicht gesichert ist?

Bei der Übernahme eines bestehenden Unternehmens ist diese Unsicherheit oft geringer als bei einer Neugründung, da bereits etablierte Cashflows vorhanden sind. Dennoch sollten Sie prüfen, ob diese Cashflows ausreichen, um sowohl die Unternehmensfinanzierung als auch Ihren persönlichen Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Frage Habe ich das Zeug dazu, ein Unternehmen zu kaufen? ist dabei ein wichtiger Selbsttest.

2. Kann ich Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen?

Als Unternehmer sind Sie der finale Entscheider – ohne die Möglichkeit, Verantwortung nach oben zu delegieren. Sie müssen täglich Entscheidungen treffen, oft unter Zeitdruck und mit unvollständigen Informationen. Dabei geht es nicht nur um die großen strategischen Weichenstellungen, sondern auch um zahlreiche operative Fragen.

Entscheidungsfreude ist eine Kerneigenschaft erfolgreicher Unternehmer. Sie müssen in der Lage sein, Informationen zu sammeln, zu bewerten und dann konsequent zu handeln, selbst wenn nicht alle Aspekte vollständig geklärt sind. Zögern und Aufschieben von Entscheidungen kann im unternehmerischen Kontext erhebliche negative Konsequenzen haben.

Reflektieren Sie ehrlich: Fällt es Ihnen leicht, Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen, auch wenn sich später herausstellt, dass sie nicht optimal waren? Können Sie mit dem Druck umgehen, dass Ihre Entscheidungen direkten Einfluss auf Ihr Unternehmen, Ihre Mitarbeiter und Ihre eigene Zukunft haben?

3. Wie gehe ich mit Rückschlägen und Misserfolgen um?

Der unternehmerische Weg ist selten eine Erfolgsgeschichte ohne Hindernisse. Vielmehr ist er geprägt von Rückschlägen, unerwarteten Herausforderungen und manchmal auch von echten Misserfolgen. Die Fähigkeit, mit diesen Situationen konstruktiv umzugehen, ist ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Erfolgreiche Unternehmer zeichnen sich durch Resilienz aus – die Fähigkeit, nach Rückschlägen wieder aufzustehen und weiterzumachen. Sie sehen in Misserfolgen keine persönliche Niederlage, sondern wertvolle Lernerfahrungen. Diese Einstellung ist nicht angeboren, sondern kann entwickelt werden.

Die psychologischen und emotionalen Aspekte der Unternehmensführung werden oft unterschätzt. Bei einem Unternehmenskauf kommen zusätzliche Herausforderungen wie das Konfliktmanagement zwischen Alt und Neu oder der Umgang mit Widerständen im Team hinzu.

Fragen Sie sich ehrlich: Wie haben Sie in der Vergangenheit auf Misserfolge reagiert? Können Sie aus Fehlern lernen, ohne in Selbstzweifel zu versinken? Haben Sie die emotionale Stabilität, auch in Krisenzeiten handlungsfähig zu bleiben?

4. Verfüge ich über ausreichendes fachliches und betriebswirtschaftliches Know-how?

Unternehmerischer Erfolg basiert auf einer soliden Kombination aus Fachkompetenz und betriebswirtschaftlichem Verständnis. Sie müssen nicht in allen Bereichen ein Experte sein, sollten aber zumindest die Grundlagen verstehen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Bei der Neugründung ist ein tiefes Verständnis der Branche und des spezifischen Produkts oder der Dienstleistung unerlässlich. Beim Unternehmenskauf kann fehlendes Branchenwissen teilweise durch das bestehende Team kompensiert werden, was den Unternehmenskauf ohne Berufserfahrung als Quereinsteiger ermöglicht.

Unabhängig vom gewählten Weg sind grundlegende betriebswirtschaftliche Kenntnisse unverzichtbar:

  • Verstehen von Bilanz, GuV und Cashflow-Rechnung
  • Grundlagen der Kalkulation und Preisgestaltung
  • Personalführung und -entwicklung
  • Vertrieb und Marketing
  • Rechtliche und steuerliche Grundlagen

Bei einer Unternehmensbewertung kommen weitere Fachkenntnisse hinzu, etwa zu Bewertungsmethoden wie der Multiplikatormethode oder der Substanzwertmethode.

Seien Sie selbstkritisch: Haben Sie das nötige Fachwissen für Ihr Vorhaben? Wo bestehen Lücken, und wie können Sie diese schließen? Sind Sie bereit, kontinuierlich dazuzulernen und sich auch in neue Themengebiete einzuarbeiten?

5. Wie steht es um meine Belastbarkeit und Work-Life-Balance?

Die Selbstständigkeit fordert insbesondere in den ersten Jahren einen hohen persönlichen Einsatz. Lange Arbeitszeiten, permanente Erreichbarkeit und eine Vielzahl verschiedener Aufgaben können zu erheblichem Stress führen. Ihre physische und psychische Belastbarkeit ist daher ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Unternehmerische Tätigkeit ist oft mehr Berufung als Beruf – die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Für den langfristigen Erfolg ist es dennoch wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und Erholungsphasen einzuplanen. Die beste Geschäftsidee nutzt nichts, wenn der Unternehmer aufgrund von Überlastung ausfällt.

Bei einem Management Buy-In (MBI) oder Management Buy-Out (MBO) kann die Belastung durch die Verteilung der Aufgaben auf mehrere Schultern reduziert werden. Auch die Mitarbeiterbeteiligung als Nachfolgemodell im Mittelstand kann eine sinnvolle Option sein, um die Verantwortung zu teilen.

Fragen Sie sich: Bin ich bereit, zumindest zeitweise auf Freizeit und Hobbys zu verzichten? Wie reagiere ich auf Stress und Druck? Habe ich Strategien, um meine Energie und Motivation auch in anspruchsvollen Phasen aufrechtzuerhalten?

6. Kann ich ein Netzwerk aufbauen und pflegen?

Erfolgreiche Unternehmer sind selten Einzelkämpfer. Sie verstehen es vielmehr, ein Netzwerk aus Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern, Beratern und anderen Unternehmern aufzubauen und zu pflegen. Diese Kontakte sind oft entscheidend für den Geschäftserfolg.

Besonders wichtig ist die Fähigkeit, Vertrauen aufzubauen und authentische Beziehungen zu pflegen. Oberflächliches Networking reicht nicht aus – es geht um langfristige, für beide Seiten wertvolle Verbindungen. Die Kommunikation und das Stakeholder-Management sind dabei zentrale Erfolgsfaktoren.

Bei einer Unternehmensübernahme ist zudem die externe Kommunikation mit Kunden und Partnern sowie die interne Kommunikation mit den Mitarbeitern von großer Bedeutung. Besonders in den ersten 100 Tagen nach der Übernahme entscheidet die Kommunikationsfähigkeit des neuen Eigentümers oft über Erfolg oder Misserfolg.

Überlegen Sie: Fällt es Ihnen leicht, auf Menschen zuzugehen und Beziehungen aufzubauen? Haben Sie bereits ein relevantes Netzwerk in Ihrer Zielbranche? Sind Sie bereit, kontinuierlich in den Aufbau und die Pflege von Geschäftsbeziehungen zu investieren?

7. Habe ich die Unterstützung meines persönlichen Umfelds?

Die unternehmerische Selbstständigkeit betrifft nicht nur Sie, sondern auch Ihr persönliches Umfeld. Partner, Familie und Freunde werden die Höhen und Tiefen Ihres unternehmerischen Weges miterleben und sollten idealerweise hinter Ihrer Entscheidung stehen.

Finanzielle Unsicherheit, lange Arbeitszeiten und mentale Belastung wirken sich unweigerlich auf das Privatleben aus. Die Unterstützung der Familie ist daher ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor. Studien zeigen, dass Unternehmer mit stabilem familiären Rückhalt auch berufliche Krisen besser meistern können.

Bei einem Unternehmenskauf stellt sich zusätzlich die Frage, welche Rolle die Familie beim Unternehmensverkauf spielt – sowohl auf Verkäufer- als auch auf Käuferseite. Besonders bei familieninternen Übertragungen können emotionale Aspekte eine große Rolle spielen.

Stellen Sie sich ehrlich die Frage: Unterstützt mein Partner/meine Familie meine unternehmerischen Ambitionen? Sind die möglichen Auswirkungen auf das Familienleben offen besprochen worden? Gibt es einen gemeinsamen Plan für den Umgang mit möglichen Krisensituationen?

Praxisnaher Selbsttest: So bewerten Sie Ihre Antworten

Die ehrliche Beantwortung dieser sieben Fragen gibt Ihnen bereits eine gute Orientierung über Ihre unternehmerische Eignung. Um Ihre Selbsteinschätzung zu vertiefen, können Sie die folgenden Schritte gehen:

Stärken-Schwächen-Analyse

Erstellen Sie basierend auf Ihren Antworten eine persönliche Stärken-Schwächen-Analyse. Identifizieren Sie Bereiche, in denen Sie bereits gut aufgestellt sind, und solche, in denen noch Entwicklungsbedarf besteht. Für letztere sollten Sie konkrete Maßnahmen zur Weiterentwicklung definieren – sei es durch Weiterbildung, den Aufbau von Netzwerken oder die Einbindung externer Expertise.

Feedback von Vertrauten einholen

Teilen Sie Ihre Selbsteinschätzung mit Menschen, die Sie gut kennen und deren Urteil Sie vertrauen. Oft sehen andere unsere Stärken und Schwächen klarer als wir selbst. Besonders wertvoll ist das Feedback von Personen, die selbst unternehmerisch tätig sind und die Anforderungen des Unternehmertums aus eigener Erfahrung kennen.

Praktische Erfahrungen sammeln

Testen Sie Ihre unternehmerischen Fähigkeiten, bevor Sie voll einsteigen. Möglichkeiten dafür sind:

  • Nebenberufliche Selbstständigkeit
  • Übernahme unternehmerischer Verantwortung im bestehenden Job
  • Mitarbeit in einem Start-up oder kleinen Unternehmen
  • Teilnahme an Gründerwettbewerben oder Businessplan-Seminaren

Diese praktischen Erfahrungen geben Ihnen einen realistischen Einblick in die Anforderungen des Unternehmertums, ohne dass Sie sofort alle Brücken hinter sich abbrechen müssen.

Professionelle Beratung in Anspruch nehmen

Die Einbindung externer Berater kann Ihnen helfen, Ihre Eignung objektiver einzuschätzen und den optimalen Weg in die Selbstständigkeit zu finden. M&A-Berater unterstützen Sie bei der Suche nach dem passenden Übernahmekandidaten und der Strukturierung des Kaufprozesses.

Auch die Frage, ob eine Neugründung oder der Kauf eines bestehenden Unternehmens für Sie der bessere Weg ist, sollte auf Basis Ihrer persönlichen Stärken und Präferenzen entschieden werden.

Alternative Wege in die Selbstständigkeit

Wenn Sie bei der ehrlichen Beantwortung der sieben Fragen Zweifel an Ihrer unternehmerischen Eignung haben, bedeutet das nicht, dass Sie den Traum von der Selbstständigkeit aufgeben müssen. Es gibt verschiedene alternative Wege, die Ihnen den Einstieg erleichtern können:

Schrittweise Übernahme oder Teilbeteiligung

Eine schrittweise Übernahme ermöglicht es Ihnen, zunächst nur Teile eines Unternehmens zu erwerben und die Verantwortung graduell zu übernehmen. Dadurch können Sie in die unternehmerische Rolle hineinwachsen, während das unternehmerische Risiko und die finanzielle Belastung zunächst begrenzt bleiben.

Partnerschaftliche Modelle

Die Gründung oder Übernahme gemeinsam mit einem oder mehreren Partnern kann ideal sein, um unterschiedliche Kompetenzen zu bündeln und die Belastung auf mehrere Schultern zu verteilen. Bei einem Management Buy-In mit Partnern können sich kaufmännische, technische und vertriebliche Expertise optimal ergänzen.

Franchise und Lizenzmodelle

Franchise-Systeme bieten einen strukturierten Einstieg in die Selbstständigkeit mit einem bewährten Geschäftsmodell, etablierten Prozessen und kontinuierlicher Unterstützung durch den Franchise-Geber. Dies kann besonders für Personen attraktiv sein, die zwar selbstständig arbeiten, aber nicht alle Aspekte eines Unternehmens von Grund auf entwickeln möchten.

Intrapreneurship

Als Intrapreneur übernehmen Sie unternehmerische Verantwortung innerhalb eines bestehenden Unternehmens. Dies kann ein erster Schritt sein, um unternehmerische Fähigkeiten zu entwickeln und zu testen, bevor Sie den Schritt in die volle Selbstständigkeit wagen.

Fazit: Der ehrliche Selbsttest als Grundlage für Ihren Erfolg

Die Frage, ob Sie zum Unternehmer geeignet sind, hat keine pauschale Antwort. Unternehmerische Fähigkeiten sind nicht angeboren, sondern können entwickelt werden. Die ehrliche Auseinandersetzung mit den sieben vorgestellten Fragen ist ein wichtiger erster Schritt, um Ihre persönlichen Stärken und Entwicklungsfelder zu identifizieren.

Dabei geht es nicht um eine binäre Entscheidung "geeignet oder ungeeignet", sondern darum, den für Sie passenden Weg in die Selbstständigkeit zu finden. Ob Neugründung oder Unternehmenskauf, ob voller Einstieg oder schrittweise Übernahme – wichtig ist, dass der gewählte Weg zu Ihren persönlichen Voraussetzungen, Stärken und Lebenszielen passt.

Mit einer realistischen Selbsteinschätzung, gezielter Vorbereitung und der Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen und sich weiterzuentwickeln, stehen die Chancen gut, dass Sie den Weg ins Unternehmertum erfolgreich meistern werden. Schließlich gilt: Ein reflektierter Start ist bereits der halbe Erfolg.

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Über den Autor

Christopher Heckel

Christopher Heckel

Co-Founder & CTO

Christopher hat als CTO des Mittelstandsfinanziers Creditshelf die digitale Transformation von Finanzlösungen für den Mittelstand geleitet. viaductus wurde mit dem Ziel gegründet, mit Technologie für Unternehmensübernahmen und -verkäufe Menschen zu unterstützen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen.

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